brutto - netto

Brutto Netto

brutto - netto
Öl auf Leinwand
2007
240 x 160 cm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Der EKD-Vorsitzende Wolfgang Huber am 05.11.2006:
"Der heutige Mensch wird nur noch als Konsument gesehen. Dies ist geradzu zynisch hinsichtlich der zunehmenden Armut in Deutschland."

Heute werden alle Lebensbereiche dominiert von ökonomischen Gesetzen. In meiner Zeichnung "brutto-netto" habe ich dieses Diktat des Zeitgeistes transformiert in ethische sowie psychologische Kategorien:

brutto - netto

roh - rein
negativ - positiv
böse - gut
Lüge - Wahrheit
Chaos - Ordnung
Wahnsinn/Rausch - Vernunft
Laster - Tugenden
Hölle - Himmel
Hass - Liebe
Aggression - Frieden
Körper - Geist
ES - ÜBER-ICH

Die zwei Begriffe brutto und netto sind eigentlich nicht nur Gegensätze, sondern fungieren wie die zwei Seiten einer Medaille, bedingen und durchdringen sich gegenseitig. Daher habe ich das Bild achsensymmetrisch (vertikal wie horizontal) als (doppeltes) Spiegelbild aufgebaut.
Eine weitere Verzahnung der Bildhälften (oben und unten) kommt durch die Großstruktur der Blättergewinde über das ganze Blatt,
a. in Ovalform sowie
b. in der Form der Zahl 8,
durch die der Bildmittelpunkt als ein kompositorisch wie inhaltlich zentraler Bildpunkt, als Scheidepunkt zwischen Gut und Böse betont wird.

Von den vier (klassischen) Elementen habe ich Wasser und Luft dem netto-Bereich, Erde und Feuer der brutto-Hälfte zugeordnet. Sie unterteilen die vertikale Höhe in vier Teile im Verhältnis 3 (Luft und Feuer) zu 2 (Wasser und Erde)- äquivalent wie das Verhältnis des Bildformates von 3 (Höhe) zu 2 (Breite).
Die einzelnen Bereich der Elemente durchziehen verschiedene Pflanzenblätter:
von unten nach oben steht Efeu für Feuer, Feige für Erde, Wein für Wasser und Eiche für Luft.

Das Bild hat inhaltlich eine psychoanalytische Ebene:
Netto bzw. das Element Luft oben steht für das ÜBER-ICH,
Brutto bzw. das Element Feuer unten steht für das ES.
In der Mitte stehen Wasser und Erde für das zwischen beiden Polen Balance suchende ICH.
Für dieses ambivalente, zwiespältige ICH steht auch die zentrale Doppelgestalt des Mischwesens aus Frau, Adler und Schlange, deren zwei Schwänze im Bildmittelpunkt zusammengebunden sind. Diese Figur habe ich entlehnt von Albrecht Dürer.
Die Drachengestalt in der Mitte des Brutto-Bereiches mit sieben Köpfen und zehn Hörnern stammt aus Dürers Apokalypse-Zyklus. Ich habe den Tierköpfen die sieben Todsünden zugeordnet (von links nach rechts: Trägheit, Neid, Völlerei, Zorn, Wolllust, Gier, Hochmut).
Das Pendant in der Mitte des Netto-Bereiches ist eine Mischung aus Früchtebaum und Blume. Die großen Früchte stehen für die sieben Tugenden.
Oben in den Ecken sind (links) die Güte und (rechts) die Weisheit, unten (links) der Neid und (rechts) die Gier.

zurücknach oben